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Tag 7-8:
Heute besuchten wir die beiden Büder Jose Ramon und Jose Luis, die beide in das Schamanentum eingeweiht worden waren. Diese Reise führte uns den Paraguaza Fluß im Staate Bolivar entlang.

Jose Ramon lebt dort in einem Dorf, das sich gegen fremde Besucher abschottet, so daß wir es nur nach Voranmeldung und mit besonderer Genehmigung des Dorfkapitäns betreten durften [als diese Indianer zum ersten Mal während der englischen Kolonalisierung auf andere Völker stiessen, hörten sie immer wieder das Wort captain für deren Anführer, so daß sie dieses Wort zur Beschreibung ihrer Dorfstruktur entlehnten].

Auf die Frage, welche Krankheiten er nicht behandlen könne, berichtete Jose Ramon, daß er zu einer Konferenz nach Kanada eingeladen worden war, wo die Schamanen ihr Können unter Beweis stellten und viele Patienten ihre Dienste in Anspruch nehmen konnten. Im Rahmen dieser Veranstaltung seien zwei Frauen zu ihm gekommen, von denen eine ihr eigenes Kind getötet habe und die andere von ihrem Vater geschwängert worden sei. Diesen beiden habe er nicht helfen können und auch die anderen Schamanen nicht. Ansonsten habe er alle Patienten, die zu ihm kamen geheilt. Er berichtete zum Beispiel von der erfolgreichen Heilung eines Kiffers, der aufgrund seines starken Konsums Magenprobleme bekommen hatte.

Jose Luis, der einige Kilometer entfernt von diesem Dorf flußabwärts allein mit seiner Familie im Urwald in Cuarital lebt, berichtete uns von seiner Ausbildung zum Schamanen, die etwas anders als gewöhnlich verlief. Jose Luis wurde nach 8 Jahren Studium bei einem Piaroa Schamanen zum weiteren Studium zwei Jahre zu den Yanonami und weiter zu den Yekuana geschickt.

Während dem Gespräch betonte er immer wieder die Gefährlichkeit seiner Arbeit.

In Cuarital hatten wir zudem die Gelegenheit, einen jungen Nachwuchsschamanen, den jungen Sohn Jose Luis Diez, mit Namen Jose Daniel kennenzulernen. Trotz seiner jungen Jahre hatte dieses Kind bereits einige Initiationen durchlaufen.

Nach den alten Piaroa Traditionen werden Kinder in der Generationsfolge bereits zum Schamanen geboren. So wird der neugeborene Schamane kurz nach der Geburt in einem Initiationsritual mit Tabak beblasen. Ein paar Jahre später muß er in einem weiteren Ritual zum ersten Mal Dada konsumieren, einem Tee, der aus Pilzen zubereitet wird. Weitere Jahre später (etwa im Alter von 12 Jahren, wobei diese Zeitangabe vom jeweiligen Ausbildungsgrad und der Stärke des Kindes abhängig ist und der Schamane den jeweiligen Zeitpunkt individuell festlegt) werden in der nächsten Initation Ameisen (Myenew) auf den nackten Oberkörper gesetzt, deren äußerst schmerzhafte Bisse einige Minuten lang ausgehalten werden müssen. Wir konnten einen kurzen Einblick gewinnen, wie schmerzhaft diese Bisse sein müssen, denn als uns der Schamane die entsprechenden Ameisen zeigen wollte, und dazu mit seinem Sohn und unserem Reiseführer J. C. in den Urwald ging, umfaßte der Junge ängstlich J. C.s Hand, und als er die Ameisten erblickte, rannte er, so schnell er nur konnte, davon. es war offensichtlich, daß Jose Daniel dieses Ritual bereits kennengelernt hatte. In späteren Zeremonien werden dem Intianten spitze Stacheln in die Zunge gestochen, die mit einem flüssigen Film überzogen sind, der verhindert, daß das Blut gerinnt. Die Initianten müssen die Blutung durch ihren mentalen Willen selbst zum Stillstand bringen.

Die Kräfte des Schamanen sind äußerst beeindruckend, wie Jose Luis uns bei folgender Gegebenheit zeigte. Der Schamane nahm die oben beschriebene Ameise an einem Bein heraus, atmete die Luft in einem kurzen und schnellen Stoß über die Ameise aus, und diese war für einige Zeit (mindestens 5-10 min) ohnmächtig, so daß wir sie indes genau betrachten konnten. Jose Luis erklärte uns, daß er den Geist der Ameise auf Reisen ausserhalb des Dorfes geschickt habe.

Auch folgende Geschichte kam uns zu Ohren. Jose Luis war zusammen mit seinem Bruder Jose Ramon und weiteren 24 Schamanen aus dem Amazonas einer Konferenz nach Kanada eingeladen worden [von dieser Konferenz war schon im vorangegangenen Abschnitt die Rede]. Da ihn die Dorfbewohner vor der dortigen, für ihn angeblich tödlichen Kälte gewarnt hatten, reiste Jose mental (out of body travel) nach Mexiko, Kalifornien und Kanada. Dort sah er, wie ein einheimischer Indianer einen Elch tötete.

Während der Konferenz zeigten die Schamanen ihr Können. Zum Schutz schlossen sich die verschiedenen Schamanen zusammen, und wenn einer mit einem Patienten arbeitete, so bildeten die anderen ein Schutzschild gegen negative Kräfte und Energien. Alle beteiligten sich daran, bis auf einen Schamanen der Hoti, einem weiteren Indianerstamm, der in Venezuela lebt, der lieber alleine arbeiten wollte. Während einer Zeremonie, bei der dieser eine Frau heilen wollte, begann er plötzlich aus Mund und Nase zu bluten, und verstarb. Dies wurde als Zeichen für einen Angriff durch einen "bösartigen" Schamanen gedeutet. Jose Luis nahm darauf hin die ganze Nacht hindurch Yopo, und erhielt die Vision eines kanadischen Schamanen mit Bart und langem Haar, der ausfindig gemacht werden konnte und in einer weiteren Zeremonie, von dem Bösen, das von ihm Besitz ergriffen hatte, befreit. Während dieser Zeremonie sei schwarzes Blut aus seinem Mund getreten. Dies wurde als Zeichen für seine Heilung gedeutet.

Soweit wir diese Schamanen in Venezuela beobachten konnten, gibt drei verschiedene Arten, Yopo zuzubereiten. Meist wird der nur Inhalt der Samen verwendet, manchmal aber auch die Schalen. Zur Intensivierung des Erlebnisses wird dazu Caapi gekaut und eine minzartige Pflanze, die vorne unter die Zunge geschoben wird.




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