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Stämme: Yekuana



Ye'kuana

2) Seelenkonzept

Bevor ich diese Vorstellungen im einzelnen erläutere ist zu sagen, daß die Ye'kuana diese Vorstellungen beim Bau ihrer Hütte, die nach den gleichen Prinzipien errichtet wird, verwirklichen.

Das Konzept, daß ein Mensch zwei Seelen besitzt, wird bei den Ye'kuana erweitert. Es wird gesagt, daß jede Person sechs Seelen besitzt, sogenannte Double oder akato (auch wenn aka an sich zwei bedeutet). Zwei dieser Seelen befinden sich innerhalb des Körpers (ayenudu akano akato und ayewana akano akato) und zwar im Auge und im Herzen. Diese beiden Seelen sind in der Lage nach dem Tod in den Himmel zurückzukehren (ähnlich einer christlichen Vorstellung vom Leben nach dem Tod). Zudem können sie auch während dem Schlaf den Körper verlassen und auf Reisen gehen. Träume werden bei den Ye'kuana sehr hoch geschätzt. Sie werden jeden Morgen gemeinsam analysiert (von den Männern) und gedeutet.

Diese nächtlichen Seelenflüge sind gefährlich, dann auf diese Weise kann es zum sogenannten Seelenraub kommen, die Seele kann von feindlichen Geistern gefangen genommen werden, und ohne die Hilfe des Schamanen wird die betroffene Person krank und stirbt.

Die anderen vier Seelen, die Schatten der Doppelgänger, befinden sich um den Körper einer Person herum //und absorbieren die Sünden derer, die sie begleiten. Den akato ist es vorbestimmt, ob sie gut oder schlecht sind. Nuna awono akato, akato des Mondes oder der nächtliche Schatten einer Person saugt die schlechten Gedanken oder Taten einer Person auf. Im entgegengesetzt ist shi awono akato, akato der Sonne als gutartige, lebensspendende Kraft. Tuna awono akato, akato des Wassers ist fast genauso böse wie der Mond. Die letzte Seele, akatomba, die Erde, ist in Form eines Schattens sichtbar, der den Körper am Boden begleitet. Auch dieser Schatten wird als schlecht angesehen, wenn auch in der Hierachie niedriger als Wasser und Mond.

Das Seelenkonzept der Ye'kuana ist also zusätzlich zu den bekannten Vorstellung der zwei Seelen um die vier Elemente des Universums: Erde, Wasser, Feuer und Luft erweitert wurde, wodurch die Metapher vom Mensch als Kosmos eine zusätzliche Bekräftigung erhält. Das Auge ist für die Ye'kuana der Teil der Person, in dem der stärkste Doppelgänger (akato) zu lokalisieren ist. Auge und Herz sind in Analogie zu Kopf und Körper zu sehen.

Die Ye'kuana sind stark mit ihren Mythen verbunden. Kulturelle Identität ist für sie etwas, was erschaffen wurde (Guss, 1989, 95). Neben der funktionellen Nützlichkeit haben die Körbe -für die die Ye’kuana berühmt sind- eine reiche mystische und metaphysische Bedeutung. Sie zeigen den Platz des Menschen im Universum. Auch wenn die Ye'kuana für ihre Korbware berühmt sind, so sind sie nicht der einzige Indianerstamm im Amazonas der Körbe zum Zweck mythologischer Bedeutung herstellt. Bei den Warao und den Desana finden wir ähnliche Beispiele.

"The concept of culture which they presented was not simply one of communication (...), but also of transformation, of the constant metharmophosis of reality into a comprehensible and coherent order (Guss, 1989, 4)." Die Symbole der Ye'kuana spiegeln die Dualitäten der elementaren Gegensätze wieder, also Ordnung und Chaos, sichtbar und unsichtbar, lebendig oder nicht lebendig.