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Stämme: Yekuana



Ye'kuana

1) Sprachliche Herkunft und erste schriftliche Erwähnungen

Die Ye'kuana zählen, wie schon erwähnt, ihrer sprachlichen Herkunft nach zu den Cariben. Durbin (1977) unterscheidet drei Gebiete, die heute mit Caribsprechern bevölkert sind: Teile Kolumbiens, Gebiete südlich des Amazonas und die Guiana-Landmasse. Durbin unterscheidet weiterhin die nördlichen von den südlichen Carib und führt innerhalb dieser Unterscheidung geographische Untergruppen ein

Die erste schriftliche Erwähnung der Ye'kuana im Gebiet des oberen Orinoco stammt von einem Jesuitenpriester namens Manuel Roman aus dem Jahr 1744. Roman erwähnt die ausgezeichneten navigatorischen Künste dieser Indianer und bezeichnet sie mit dem Namen Makiritare, eine Bezeichnung, die von den Begriffen Makidi und ari der Arawak sprechenden Nachbarstämmen entlehnt ist, was soviel bedeutet wie Volk der Flüsse oder Wasservolk (people of the river r water people).

1883 reiste Robert Schombutgk mit Hilfe der ebenfalls carib-sprechenden Pemon und Makushi durch Bristisch Guiana. Er traf ebenfalls auf die Ye'kuana und bezeichnete sie mit dem Namen, den ihnen die Pemon gegeben hatten: Maiongkong. Es gibt zwei Erklärungen für diesen Wortstamm: die gebräuchlichste Ansicht ist, daß der Begriff sich auf den traditionellen Haarschnitt (totuma) der Ye'cuana bezieht, übersetzbar als die "runden Köpfe", denn sowohl die Männer wie auch die Frauen der Ye'cuana tragen ihr Haar als runden Topfschnitt. Zum anderen liefert Armellada folgende Übereinstimmung: Maiongkong als diejenigen, die die in ihrem Garten (conucos) leben. Auf die spezielle Bedeutung zwischen Körperkult und Gartenpflege werde ich später noch eingehen.

Ein weiterer Name, der von Armellada erwähnt wird, ist Pawana oder Pabanoton, was bedeutet: diejenigen, die verkaufen, und bezeichnet damit die fleißigen Handelsbeziehungen, die die Ye'cuana zu ihren Nachbarstämmen unterhalten.

Der erste, der den Namen Ye'kuana verwendet, ist Theodor Koch-Grünberg auf seiner Reise vom Roraima zum Orinoco im Jahr 1912. Koch-Grünberg (1924/1982) ging davon aus, daß sich bei weiteren Untersuchungen vier Unterstämmen oder Clans zeigen würden: die Yekuana, Dekuana, Ihuruana und Kunuana. Hier ist Koch-Grünberg jedoch im Irrtum, denn diese vier Namen bezeichnen lediglich unterschiedliche geographische Ansiedlungen.

Yekuana bezeichnet den ganzen Stamm und ist abgeleitet von Baumstamm (ye), wasser (ku) und Stamm (ana) und kann damit übersetzt werden mit water log oder canoe people und gilt nicht, wie Koch-Grünberg meinte, nur als Bezeichnung für die Indianer an Merevari oder Caura Flüssen. Eine einfache phonetische Variation davon ist >Dekuana< und beschreibt laut Koch-Grünberg Indianer am mittleren und oberen Ventuari. Es gibt mehrere indianische Mythen über ein kannibalistisches Volk namens Dekuana aus diesem Gebiet. Größere Bedeutung hat dieses Wort aber, da es sich auf einen heiligen Berg bezieht, auf dem der Volksheld Wanadi die ersten Yekuana erschaffen hat.

Mit Ihuruana (Headwater People) bezeichnet man die Yekuana, die über das meiste Wissen verfügen und am autentischsten sind und ist damit so etwas wie ein Ehrentitel mit dem man all diejenigen honoriert, die das traditionelle Leben des Stammes aufrechterhalten bzw. sich dem creolischen Einfluß entzogen haben (d.h. weiter flußabwärts gezogen sind).

Die Kunuana, mit denen Koch-Grünberg den eigentlichen Kern des Stammes beschreibt, sind seiner Meinung nach am Kunukunuma, Padamo, Orinoco-Flüssen und Kamasovoiche (Savanne) zu finden. Es hat sich jedoch erwiesen, daß diese Bezeichnung auf die Indianer am Kukunuma Fluß beschränkt ist, die durch ihre geographische Isolierung, duch frühen Kontakt mit Weißen und intensiver Evangelisierung bis zu einem gewissen Grad eine kulturelle Variation zu dem Rest des Stammes darstellen.

Die unglückliche Bezeichnung Makiritare ist nach Meinung einiger Ethnographen (Fuchs, 1962, de Civieux, 1980) So'to, was soviel bedeutet wie Mensch oder Person und in allen geographischen Lagen von den Ye'kuana als Anrede akzeptiert wird.
Heutzutage zeichnen sich die Ye'kuana durch hohes Maß an Organisation und einem, unter den Stämmen Venezuelas, einzigartigen Selbstbewußtsein aus. Von allen Carib-sprechenden Stämmen Venezuelas haben es nur wenige geschafft, ihre kulturelle Identität so aufrechtzuerhalten, wie die Ye'kuana.